du und ich

Gehe an deiner Hand und bin kindlich wütend, dass du viel zu schnell läufst für mich.

Jahre später, in einem Stau auf der A9 fällt mir ein, du bist gar nicht zu schnell gelaufen, erst recht nicht, um mich zu ärgern, du warst einfach so viel größer als ich.

Du warst, nein du bist in so vielen Fällen so viel größer als ich.

Erkennst meine Schwächen und arbeitest gezielt daran. Das Kennenlernen neuer Menschen ist noch heute für mich eine Überwindung, obgleich ich das gut kann. Man mag mich.

Dass ich dies weiß, verdanke ich dir. Du hast mich unentwegt allein ins Ferienlager, in Sportvereine und andere Gruppenaktivitäten gesteckt – sogar als Atheist in die Christenlehre. Nicht schüchtern, introvertiert bin ich, das weiß ich nun – durch dich.

Erschrecke mich, wie streng du mit anderen, uns, dir selbst bist. Erschrecke mich noch viel mehr als ich sehe, wie streng bin eigentlich ich?

Gleichzeitig sehe ich unendlich viel Toleranz – so viele Dinge, bleiben besser im Kreise du und ich…

Immer stark erscheinst du mir, nicht einmal die Pubertät erschüttert dich.

Ich ziehe aus, entdecke mich, ziehe um, erkunde mich. Reise von einer Seite der Erde auf die andere, du beobachtest mich. Ganze 11 mal bisher war ich mutig. Die Koffer zu packen – man sieht sich.

Die Erkenntnis steigert sich: desto näher zusammen, umso unterschiedlicher sein möchte ich. Desto weiter auseinander und desto mehr Zeit hinter uns liegt, umso stärker spüre ich: Ich bin du und du bist ich.

7570 km, zwei Monate, dann sehe ich dich.

Mama, ich liebe dich


7 thoughts on “du und ich

  1. Wie wunderschön!!!

    Ich kann kaum Worte dafür finden, wie Du vielleicht merkst…

    Dicker Kuss auf die rechte Schläfe

    Like

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