Das Abenteuer beginnt. Oder: mein erster Blog Eintrag

Ich bin da.

Endlich habe ich Atlanta erreicht und bin wieder bei meinem geliebten Mann. Das mag etwas seltsam klingen, eine meiner besten Freundinnen würde dazu sagen „Du bist ja auch erst ein Jahr verheiratet“ (Anmerkung der Redaktion, inzwischen 1,5 Jahre), aber 2,5 Wochen ohne einander fallen uns sehr schwer. Wir sind ein sehr zweisames Paar, brauchen außer uns nicht viel, um zufrieden zu sein. Desto schwerer fällt es uns aber auch, getrennt zu sein. Wie auch immer, ich bin da. Ich kann ihn in die Arme schließen und er mich.

In den letzten 2,5 Wochen habe ich tatsächlich auf Hochtouren gedreht und gearbeitet und habe jetzt erst einmal ein paar Tage gebraucht, um runter zu kommen und diesen Text zu schreiben. Ich möchte etwas früher einsteigen.

Genau genommen startete der Hype am Wochenende vom 3. und 4. Dezember 2016. Leider konnte mein Arbeitgeber mir keinen ruhenden Arbeitsvertrag für die Zeit, die wir in USA verbringen werden, anbieten. Lange hat mein deutsches, sicherheitsorientiertes Gewissen hin und her überlegt und sich schließlich dafür entschieden, meinem Arbeitgeber nach ganzen 13 Jahren den Rücken zu kehren und zu kündigen. Ich denke, ich bin sehr gut ausgebildet und berufserfahren, um nach der Delegation wieder eine Anstellung in Deutschland zu bekommen – sofern ich das dann will. Die Zeit in den USA wird meine Skills sogar noch verbessern.

Am Montag habe ich dann also zum Entsetzen meiner Abteilung meine Kündigung eingereicht. Meinen letzten Arbeitstag hatte ich am 14. Dezember 2016. In dieser Zeit musste eine Menge erledigt werden. Eine gebührende Verabschiedung von allen relevanten Kollegen und Übergabe von Themen und Erfahrungen so viel und gut es ging – die Arbeitssuchendmeldung innerhalb von 3 Werktagen nicht zu vergessen.

Danach konnten wir noch gerade unsere Hunde zu den Schwiegereltern bringen und sind schon unsere Orientierungsreise nach Atlanta angetreten.

Mehr zur Orientierungsreise erfahrt ihr hier.

Zurück in Deutschland haben wir dann, wie üblich, recht hektisch Weihnachten gefeiert, da wir 1,5 Tage bei den Schwiegereltern im Bayerischen Wald und 1,5 Tage bei meinen Eltern in Leipzig verbracht haben. Hektisch heißt aber nicht gleich negativ, wir genießen die Zeit mit unseren Familien immer sehr. Ein paar Kilometer weniger Abstand wären aber schon recht angenehm.

Zurück in unserer Heimatstadt München hatten wir dann noch 1,5 Wochen gemeinsam, um Silvester zu feiern, Freunde zu verabschieden und die Dinge für den Umzug vorzubereiten, bei welchen die Meinung meines Mannes unerlässlich war. Zum Beispiel, welche Kleidung endlich mal aussortiert wird und welche mit der Umzugsfirma nach Atlanta geht und was wir bei den Schwiegereltern einlagern.

Meinen lieben Mann habe ich dann am 10. Januar in den Flieger gesetzt, denn er hatte ja seinen amerikanischen Job bereits seit Anfang des Jahres angetreten und sollte nun auch langsam mal vor Ort sein.

Ich habe dann die Wohnung im wahrsten Sinne des Wortes leer geräumt. Habe drei ganze Autoladungen zum Wertstoffhof gebracht, 3 riesige Kisten für die Diakonie vorbereitet, diverse Haushaltsgegenstände und unser geliebtes Auto verkauft, die Ladung für die Umzugsfirma vorbereitet und meine 3 Koffer gepackt. Unsere Wohnung werden wir untervermieten, deswegen habe ich hier noch etwas investiert: zwei Betten mussten gekauft werden und mehr Stühle, dass statt zwei Personen auch eine Familie in der Wohnung leben kann. Den Link zum Exposè findet ihr hier, falls Interesse besteht.

Auch eine Menge Bürokratie musste erledigt werden, Verträge und Abonnements kündigen, Versicherungen auf Reichweite checken, Arbeitslosenmeldung, Rentenversicherung, Gutscheine einlösen, diverse Arzttermine, Vorbereitung der Hunde auf die Reise.

Insbesondere unsere Große musste sich noch einigen Untersuchungen unterziehen, da sie leider nicht mehr ganz gesund ist. Alles passte aber, unsere Tierärztin hat uns die Reisefähigkeit der beiden bestätigt und ich habe begonnen, beide an die Box zu gewöhnen und die Wirkung der Beruhigungsmittel auszuprobieren. Eine Einreise mit Hunden in die USA ist sehr unkompliziert. Man braucht lediglich nachweisen, dass die Tiere gegen Tollwut geimpft sind. Die Rückreise nach Deutschland ist dann sogar schwieriger.

Das hat mich schon mal sehr beruhigt. Leider mussten die Kleinen aber – und es gab wirklich keinen anderen Weg – in einer Transportbox im Gepäckraum mitreisen. Das ist bei etwa 10h Flug natürlich eine Tortur! Es bleibt ja nicht mal bei den 10h – im Nachhinein waren es 16h Stunden, die die beiden in der Box verbracht haben. Vom Einchecken in Frankfurt bis zum ersten Pipi und Fressen in Atlanta! Wirklich Wahnsinn.

Lufthansa hat einen sehr guten Ruf, was Tiertransporte angeht, daher habe ich natürlich eine Direktflug mit Lufthansa gebucht, der von Frankfurt ging.

Vor dem großen Flug war ich aber noch eine Woche bei meinen Eltern und habe versucht, noch so viele Freunde wie möglich zu treffen und zu verabschieden. Was mir in der Kürze der Zeit durch die Flexibilität meiner lieben Freunde auch recht gut gelungen ist! Es war sehr schön, nochmal einige Zeit und Alltag mit meiner Familie zu verbringen. Ich konnte viel mit meinem Neffen spielen und mit meinen Eltern, Großeltern, meinem Bruder und seiner Frau zusammen sein.

Vorsorglich bin vor dem großen Flug bereits am Vortag nach Frankfurt angereist und habe dort eine Nacht im Hotel verbracht. Meine Eltern waren so lieb und haben mich begleitet. Das war so toll von den beiden! Denn das hat mir das ganze Prozedere wirklich extrem erleichtert. Hauptsächlich war es aber schön, noch ein wenig Zeit mit den beiden zu verbringen. Wir haben dann meine 4 Koffer mit fast 100kg Gesamtgewicht beim Vorabend Check In abgegeben. Somit brauchten wir uns am eigentlichen Flugtag nur auf den Check In der Hunde konzentrieren.

Ich habe die Kleinen mitten in der Nacht gefüttert, damit der Darm und die Blase einigermaßen leer während des Fluges sind. So ist es einerseits stressfreier, da sie nicht so stark „anhalten“ müssen und die Wahrscheinlichkeit einer Reiseübelkeit sinkt.

Die Nacht vor dem Flug habe ich nicht geschlafen, Appetit hatte ich ohnehin schon einen Tag nicht mehr, als ich die beiden dann am Flughafen abgegeben habe, ist mir das Herz endgültig in die Hose gerutscht.

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Die Tiere werden 90min vor Abflug abgegeben. Bei der Lufthansa haben Tiere die höchste Prirität bei der Ladung des Flugzeuges, das heißt, sie werden zuletzt eingeladen und zuerst ausgeladen. Da es so wahnsinnig kalt in Frankfurt war (-7°C) wurde die Transportbox dann noch durch eine Holzbox geschützt. Das konnte ich zu meinem großen Glück vom Gate aus beobachten.

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Der Lademeister des Flugzeuges hat mir dann auch noch Bescheid gegeben, dass die Hunde wohlbehalten im Laderaum angekommen sind und er ihnen auch nochmal Wasser gegeben hat.

Bald darauf ging auch schon das Boarding los. Der Flieger war schätzungsweise zu 1/3 gefüllt, so dass ich sehr viel Platz hatte.

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Eigentlich hätte es ein sehr entspannter Flug sein können. Mir war aber die ganze Zeit total schlecht, ich konnte nichts außer trockener Snackbrezeln essen und auch nicht schlafen. Erst zum Ende des Fluges habe ich entdeckt, dass ein Hypnose Podcast vom Lufthansa Entertainment System angeboten wird, der hat mich dann tatsächlich etwas beruhigt. Was im Nachhinein betrachtet auch sehr gut war.

In Atlanta gelandet habe ich ganze 2 Stunden an der Einreisekontrolle warten müssen. Das war unerträglich. Ich stellte mir vor, wie die Hunde neben dem Gepäckband inmitten von Fremden stehen und heulen. Ich war unterzuckert und mir war schlecht und schwindelig. Zum Glück fand ich noch einen Müsliriegel im Rucksack. Dieser Riegel und der Podcast haben mich wohl vorm Umkippen bewahrt.

Durch die Einreisekontrolle gekommen, konnte ich direkt zur Gepäckausgabe. Und es war tatsächlich so: Die Hunde standen neben dem Gepäckband, meine Koffer daneben. Aber auch 3 Männer vom Flughafenpersonal, die offensichtlich darauf achteten, dass keiner die Hunde belästigt. Sie haben auch nicht geweint, sondern lagen etwas traurig aber friedlich in der Box. Als sie mich gesehen haben war die Freude enorm groß! Brutus, der Mops, hat dann gar nicht mehr aufgehört, nach mir zu schreien. Was aber total ok war, denn das war ein Zeichen für mich, dass er fit ist. Im Flughafen hat das auch keinen gestört, im Gegenteil, wie überall, haben die Hunde für großes positives Aufsehen gesorgt. Einer der Männer hat mich dann durch den Zoll begleitet, wo ich nochmal das ganze Gepäck scannen lassen musste und die Impfpässe vorgelegt habe. Er hat dann netterweise auch einen meiner beiden Gepäckwägen gefahren, keine Ahnung, wie ich das allein geschafft hätte. Auch das Personal vom Zoll hat sich sehr über die Hunde gefreut und mir einen großartigen Start in den USA gewünscht.

Den ich ab diesem Zeitpunkt, wo die Kleinen gesund und freudig wieder bei mir waren, auch definitiv hatte!

Hinter den ganzen Kontrollen entdeckte mein Mann mich dann schon von Weitem und kam auf uns zu gerannt. Die Wiedersehensfreude war auf allen Seiten gigantisch.

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Er hatte extra gekochte Hähnchenbrust dabei, damit die Kleinen nach so langer Abstinenz direkt etwas Fressen konnten. In der Nähe vom Flughafen durften sie sich dann auch erleichtern. Sie hatten nach wahnsinnigen 16h tatsächlich die Box sauber hinterlassen.

In der Wohnung angekommen wurde erst einmal alles inspiziert. Ganz schnell haben wir uns aber alle heimisch gefühlt, denn wir sind da zuhause, wo wir zusammen sind.

Unser neues Zuhause wohnlich zu gestalten ist nun eines meiner ersten Projekte hier. Dazu und was Land und Leute hier in mir bewegen in einem nächsten Blog Eintrag…

 


12 thoughts on “Das Abenteuer beginnt. Oder: mein erster Blog Eintrag

  1. Das klingt alles wahnsinnig aufregend….las sich beim Frühstück grad wie ein Krimi 😉 Freut mich wirklich sehr dass ihr nach der ganzen Aufregung und Anspannung euch nun in Ruhe einleben könnt.
    Werde gebannt den Blog verfolgen und bin dankbar das du uns so schön dran teilhaben lässt.

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  2. Danke liebe Denise, dass ich an dem großen und aufregenden Abenteuer teilhaben darf :* Liebe Grüße und eine super spannende Zeit in Atlanta! Sophie

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  3. …und schon wieder habe ich beim Lesen Tränen in den Augen…
    Herzzerreißend und einfach nur schön!

    Danke, dass Du Dir die Zeit nimmst und Du uns teilhaben lässt!

    :-*

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